Der Ausbau nationaler Sicherheitsbestände ist ein Irrweg

Peter Frerichs ist Mitglied der Geschäftsleitung von INFORM. (Quelle: INFORM)

Aachen, 8. September 2020 – Peter Frerichs, Mitglied der Geschäftsleitung des Aachener Optimierungsspezialisten INFORM, sieht in der Forderung nach dem Ausbau nationaler Sicherheitsbestände einen Irrweg. Denn diese Form der Stabilisierung von Lieferketten ist mit vielen negativen Konsequenzen verbunden.

Es ist ein nur allzu bekanntes Szenario: Bereits während der Weltwirtschaftskrise 2008 wurde der bundesweite Aufbau von Lagerbeständen als Universallösung gepriesen, um Lieferketten zu stabilisieren. Doch nach der Krise wurde dieser Weg aus guten Gründen nicht weiter verfolgt. Eine ähnliche Situation erleben wir aktuell in der Corona-Krise. Wieder sind viele Lieferketten und Logistikprozesse schwer beeinträchtigt – mit heftigen Konsequenzen für Unternehmen und Verbraucher. Und erneut wird landauf landab der angebliche Königsweg zu einer robusteren, krisenresistenteren Aufstellung von Supply Chains gehandelt: Mit dem Ausbau von Sicherheitsbeständen sollen prophylaktische Barrieren gegen die Folgen einer Krise errichtet werden.

Doch aus einer ganzen Reihe von Gründen ist das der falsche Ansatz. Unter infrastrukturellen und ökologischen Gesichtspunkten würde es im ohnehin schon stark übersiedelten Deutschland eine massive zusätzliche Belastung für die Umwelt bedeuten. Denn mit dem geforderten Ausbau lokaler Logistikinfrastruktur steigt der Bedarf an Lagerflächen enorm – und somit auch an der knappen Ressource Bauland. Damit stiegen auch noch Mieten und Kaufpreise. Aus unternehmerischer Sicht betrachtet ist der großflächige Ausbau von Sicherheitsbeständen ohnehin fragwürdig: Um für alle vorstellbaren Katastrophenszenarien gewappnet zu sein, müssten gewaltige Ressourcen aller Art gehortet werden. Das ist schlichtweg unmöglich. Es müsste also zwangsläufig eine Auswahl getroffen werden, bei der häufig die falschen Teile auf Bestand gesetzt werden, die dann unweigerlich die Lager verstopfen und Kapital in großen Mengen binden. Und eine hohe Lieferfähigkeit ist damit noch immer nicht gesichert. Das kann sich kein Unternehmen ohne staatliche Subventionierung leisten.

Statt also unnötige, umweltbelastende Lagerkolosse in die Landschaft zu setzen, sollten Unternehmen, deren Risiko-Management derzeit noch auf Daten aus ERP- und Warenwirtschaftssystemen beruht, nun dringend auf eine clevere und zukunftsgerichtete Alternative setzen: die algorithmische Prognose und Disposition von Beständen und Lieferketten. Sie liefert anhand von Lagerhaltigkeitsanalysen und Transparenz über alle Lagerbestände einen Status Quo und errechnet auf dieser Basis Vorschläge für konkrete Bestellungen hinsichtlich Artikel, Menge und Zeitpunkt. Konjunkturschwankungen erfordern in so einem Verfahren kein nebenherlaufendes Risiko-Management mehr, sondern fließen in die Berechnungsgrundlage ein und werden von den richtigen, intelligenten Algorithmen erfasst. Damit sind Sicherheitsbestände auch in Krisenzeiten nur so hoch wie nötig, um eine Lieferfähigkeit zu maximieren, ohne Investitionskosten durch die Decke schießen zu lassen.